Der Hortulus - das Gärtlein
Die im Hortulus beschriebenen Pflanzen sind in dem Kräutergarten beim Münster zu sehen.
Das populärste Werk ist das "Liber de cultura hortorum", das Buch über den Gartenbau.
Walahfrid Strabo widmet das Werk seinem einstigen Lehrer Grimald, der die Abtswürde in St. Gallen innehatte, während Walahfrid Abt auf der Insel Reichenau war. Sein väterlicher Freund ersteht vor seinem geistigen Auge - unter dem laubreichen Wipfel der schattigen Obstbäume sitzend - um ihn herum die spielenden Knaben der fröhlichen Schule des Klosters, die für ihn Pfirsiche sammelten.
In dem Büchlein über den Gartenbau beschreibt Walahfrid in 444 lateinischen Hexametern 24 Pflanzen, die in seinem Klostergarten wachsen. Heute würden wir diese Pflanzen in die Kategorien Blumen, Heilkräuter und Gemüse einteilen, eine Kategorisierung, der die walahfridsche Ordnung aber noch nicht entspricht.
Als präziser Beobachter schildert er das Äußere der einzelnen Pflanzen, um dann auf ihr Innenleben einzugehen und das bis dahin Bekannte über deren Heilkräfte darzustellen. Das Ganze ist geistreich und poetisch, heute würde man sagen, mit ésprit in Verse gefaßt. Es ist ein Genuß zu lesen, wie sprachgewaltig und farbig ein feinsinniger Mönch einen Kürbis beschreiben kann.
Walahfrid schildert, was es an Arbeit zu tun gibt in seinem Garten vor der Tür, damit nicht das Unkraut den Boden überwuchere, die Pflanzen nicht vor Durst erschlaffen und vieles andere mehr, was man aus Liebe zum Garten zu tun hat, um dem Boden die Früchte abzugewinnen.
Schildert Walahfrid also die Mühsal des Gartenbaus aus eigener Erfahrung, so findet er doch auch trostreiche Worte für den Gärtner, denn aller Eifer werde belohnt: Was für ein Land du immer besitzest und wo es sich finde, kein Land verweigere es, die ihm eigenen Früchte hervorzubringen.